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 Stand 11.04.17

Reparatur 2824 Automatikwerk


Die Uhr soll eine Werkrevision erhalten, das bedeutet das Uhrwerk wird komplett überholt. Das Gehäuse bleibt unangetastet. Noch bevor die Uhr geöffnet wird, wird Aufzug, Zeigerstellung und Datumsschaltung sowie Datumsschnellschaltung kontrolliert. Es wird mit der Lupe auf das Zifferblatt geschaut, um zu prüfen ob hier erste Fehler entdeckt werden. Danach wird die Uhr bewegt um auffällige Geräusche der Automatik zu identifizieren. Die Uhr wird kurz auf der Zeitwaage geprüft.


Der Boden wird geöffnet und das Werk begutachtet.



Danach wird das Uhrwerk ausgeschalt. Jetzt kann schon das Höhenspiel des Automatikrotors sowie Funktionalität des Automatischen Aufzugs getestet werden.



Viele Uhrmacher schreiben nach der Reparatur ihr Kürzel oder das Reparaturdatum in den Boden, auch bei dieser Uhr hat der letzte Uhrmacher etwas hineingeschrieben. Eine Unart ist es allerdings, wenn das Kürzel eingeritzt wurde. Auch das sieht man gelegentlich bei Uhren.



Nach dem Ausschalen wird kurz das Zeigerwerk und das Zifferblatt geprüft, insbesondere noch vor dem Abheben der Zeiger auf Beschädigungen am Zifferblatt oder den Zeigerbuchsen. Das Gehäuse wird von feinsten Schmutzpartikeln befreit, damit das Uhrwerk nach der Reparatur in ein absolut sauberes Gehäuse eingeschalt werden kann.



Nach dem Abheben der Zeiger wird das Zifferblatt auf Zentrizität geprüft und nach Bedarf gerichtet.



Zifferblatt und Zeiger werden sicher unter der Staubglocke verstaut. Danach wird die Uhr entmagnetisiert und ausgiebiger auf der Zeitwaage geprüft, um mögliche defekte Teile und Fehler schon im Gang der Uhr erkennen zu können.



Nach dieser Prüfung kann mit der Zerlegung der Uhr begonnen werden. Zuerst kommt die Automatikbaugruppe: Die Baugruppe wird zuerst montiert im montierten Zustand geprüft, auf seine Funktionen, und ob sämtliche Höhenspiele und Toleranzen gut sind. Danach wird die Automatik vollständig zerlegt, die Lager und Zapfen mit dem Putzholz vorgereinigt, und danach unter dem Mikroskop auf Beschädigungen und speziell auf Einlaufspuren der Zapfen und Zähne untersucht.



Als nächstes folgt die Baugruppe Datum, auch hier werden alle Funktionen und Höhenspiele geprüft und alle entdeckten Fehler direkt repariert, wenn nötig wird kurzerhand das Datum wieder zusammengebaut um zu prüfen ob der Fehler behoben ist. Genau wie bei der Automatik werden zuletzt alle Lager und Funktionsstellen, insbesondere auch die Verzahnung der Datumsscheibe, mit Putzholz und weiteren Reinigungshilfen vorgereinigt. Nach der Vorreinigung folgt erneut die Prüfung unter dem Mikroskop mit Augenmerk auf verbogene Verzahnungen.



Nachdem das Uhrwerk jetzt auf sein „Basiswerk“ reduziert wurde (Das lauffähige Uhrwerk ohne Zusatzmodule) bietet es sich an nochmalig kurz die Zeitwaage zu bemühen, um festzustellen ob sich seit der vorherigen Prüfung der Gang der Uhr deutlich verbessert hat. Falls ja, deutet dies auf einen Fehler in der zuvor demontierten Baugruppe hin und es sollte nochmals besonders geprüft werden, falls noch kein entsprechender Fehler entdeckt wurde.


Bei der Demontage des Basiswerks werden einige besondere Prüfungen nötig, um auch wirklich alle Fehler beheben zu können. Eine perfekte Kenntnis der Prüfung der Schweizer Ankerhemmung sowie über Hemmung ist vonnöten.

Einige Prüfungen die während der Demontage des Basiswerks durchzuführen sind: Prüfung des Flachlaufs des Unruhreifs, Prüfung ob die Stoßsicherungen beim Laufen der Uhr „schaukeln“, begutachten des Spiels der Spirale im Spiralschlüssel, Prüfung der Flachheit und Zentrizität der Unruhspirale, Prüfung aller Höhenspiele, Prüfung ob die Bauteile der Hemmung und Unruh korrekt ineinander eingreifen, Prüfung der Sicherheitsmechanismen der Hemmung gegen Stöße, Prüfung sämtlicher Triebe auf Rostspuren zwischen den Zähnen, und vieles mehr.

Noch näher eingegangen wird auf die Reparatur der Uhr und die einzelnen Prüfungen der Bauteile unter Uhrenkunde -> Praxis -> Uhrenreparatur und den Kapiteln über die Hemmungen, Gangregler und anderen Teilen.

Gefundene Fehler werden stets sofort behoben direkt geprüft, ob die Fehlerbehebung erfolgreich war, die Höhenspiele werden wenn nötig mit der Steinpressmaschine korrigiert (siehe Bild). Nach der Demontage des Basiswerks wird erneut jeder Lagerstein, jedes Lager und alle Zapfen vorgereinigt, ebenso sämtliche Stellen die schwarzen Abrieb oder sonstige Verschmutzungen tragen. Nach der Vorreinigung von Hand werden wieder alle Bauteile unter dem Mikroskop geprüft und begutachtet. Insbesondere sollte geachtet werden auf Verschleißspuren an den feinen Zapfen, eingelaufene Ankerpaletten, eingelaufene Ankergabel und eingelaufene Decksteine.



Wenn das Federhaus nicht komplett getauscht wird (häufig üblich bei neuen Uhrwerken) muss das Federhaus vollständig zerlegt werden. Die Zugfeder wird saubergewischt und vorsichtig durch die Finger gezogen. Hierbei ist Fingerspitzengefühl gefragt - fühlt man eine leichte Welligkeit ist dies ein Zeichen von Ermüdung der Zugfeder. Weiterhin wird die Zugfeder optisch auf Verbiegung und Ermüdung um das Zugfederauge begutachtet. Ein zu großes Lagerspiel des Federkerns muss in jedem Fall ausgeschlossen werden und noch vor dem Gang in die Reinigungsmaschine behoben werden.  



Zuletzt wird der Aufzug- und Zeigerstellmechanismus demontiert. Diese Baugruppe hat am häufigsten Rostspuren sowie starke Verschmutzungen durch Verschleiß. Auch die Zähne sind bei häufigem Handaufzug oft eingelaufen.



Vor dem Einsortieren in den Reinigungskorb wird der Unruhkloben mitsamt Unruh wieder auf die Grundplatine geschraubt. Die Stoßsicherungen werden nicht eingebaut, sondern nach Zerlegung und Reinigung des Deck- und Lochsteins in einen besonders feinmaschigen Reinigungskorb einsortiert.

Der Uhrmacher legt die Teile des Uhrwerks üblicherweise nicht auf der Arbeitsfläche ab, sondern sortiert die Teile direkt in den Reinigungskorb ein. Die Teile wurden hier nur für die Fotographien auf der Arbeitsfläche sortiert.


Die Uhrenteile werden jetzt in einem speziellen Reinigungskorb in einer Reinigungsmaschine mit mehreren Bädern gereinigt. Die Uhren-Reinigungsmaschine ist eine Spezialwaschmaschine um feinste Teile auf eine perfekte Sauberkeit zu bringen. Eine Vorreinigung von Hand der Einzelteile ist bei den meisten Uhrwerken dennoch notwendig, da die Maschine nicht geeignet ist, hartnäckige und grobe Verschmutzungen zu entfernen. Außerdem erhöht eine Vorreinigung von Hand die Haltbarkeit der sehr teuren Reinigungsflüssigkeiten deutlich. Auch Teile wie Aufzugskronen oder schmutzige Werkhalteringe gehören nicht in die Uhrenreinigungsmaschine, diese müssen entweder von Hand oder im Ultraschallbad gereinigt werden.

Nach der Reinigung werden die Werkteile aus dem Reinigungkorb (links im Bild) in eine Staubglocke einsortiert, um nicht auf der Arbeitsfläche von Schmutz und Staub aus der Luft verunreinigt zu werden.



Das Uhrwerk wird Stück für Stück wieder montiert und mit verschiedenen Spezialölen und Fetten geschmiert, gleichzeitig wird jedes Bauteil und jede Baugruppe erneut auf Funktionen und Höhenspiele sowie Beschädigungen geprüft, um ganz sicher zu gehen dass nichts übersehen wurde. Die Uhr wird mehrfach beim montieren auf der Zeitwaage geprüft, zuerst nach Montage des Basiswerks und dann nach jeder weiteren montierten Baugruppe. Die Hemmung wird nach einem ausgeklügeltem Verfahren mit dem speziellen Hilfsmittel Epilame behandelt, um eine längere Ölhaltung zu gewährleisten. Ebenso wird bei der Schmierung der Hemmung peinlichst genau auf perfekte Sauberkeit, Schmiermittelmenge und Platzierung geachtet. Die Hemmungsschmierung muss nach 24h nachkontrolliert werden.


Nach der Montage des Uhrwerks werden Zifferblatt und Zeiger gesetzt und das Uhrwerk wird erneut auf der Zeitwaage geprüft und reguliert. Außerdem werden natürlich alle Funktionen wie z.B. die Datumsschaltung geprüft und der perfekte Sitz der Zeiger in verschiedenen Positionen gewährleistet.



Zuletzt wird das Uhrwerk wieder eingeschalt und die Uhr endreguliert. Es folgt eine Prüfung der Uhr bei Vollaufzug und nach 24 Stunden. Außerdem wird der Automatische Aufzug auf dem Uhrenbeweger getestet. Zur Ermittlung der Gangreserve wird die Uhr nach Vollaufzug einmal vollständig ablaufen gelassen.